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Arbeitssicherheit gesamt, 10.08.2012

SCHUTZENGEL IM TRAKTOR

Das System Sentinel soll den Fahrer warnen, bevor die Zugmaschine umkippt.
Das System Sentinel soll den Fahrer warnen, bevor die Zugmaschine umkippt. Mehrere Landwirte haben das Gerät zwei Jahre lang getestet. Zwei von ihnen erzählen von ihren Erfahrungen – und sind von den Vorteilen überzeugt.
 
„Ein Gefühl von Sicherheit!" - Dies ist der erste Gedanke von Sieghard Alber, Steger in Voran, wenn er von den Testerfahrungen berichtet. Wie mehrere andere Landwirte beteiligt er sich seit zwei Jahren an einem Programm der Südtiroler Bauernjugend (SBJ), bei dem das Warnsystem Sentinel der Firma COBO getestet wird.
Das im Traktor eingebaute Alarmsystem soll den Fahrer vor dem Umkippen seines Gerätes bewahren. Während andere Sicherheitsmaßnahmen wie Überrollbügel den Fahrer direkt bei Kippunfällen schützen, beugt Sentinel vor: Es warnt den Fahrer und hilft ihm dadurch, es gar nicht erst zur Kippgefahr kommen zu lassen.
Mehrere Jahre Entwicklungsphase hat das System bereits hinter sich. Die Südtiroler Bauernjugend hat sich aktiv daran beteiligt. Das System passt perfekt in ihr Ziel, möglichst viele Unfälle zu vermeiden. Dazu gehört auch die aktive Testphase in der Praxis: Auf Ersuchen der Bauernjugend beteiligen sich mehrere Südtiroler Landwirte daran.
Bei Sieghard Alber kommt es auf einem kombinierten Obst- und Viehwirtschaftsbetrieb zum Einsatz. Grünlandflächen wie Obstwiesen sind hier teilweise so steil, dass sie einem Laien nur schwer überwindbar erscheinen. „Früher", berichtet Alber, „konnte ich nie ganz sicher sein, ob der Traktor trotz Geländeneigung noch einen sicheren Stand hat. Ich musste mich auf das eigene Gefühl verlassen." Nun warnt das System sofort, wenn man sich in einem kritischen Bereich befindet. Man weiß: Diese Hänge sollte man meiden.
 

Aktives Fahren weiterhin an erster Stelle

Alber ist überzeugt: Das Gerät ist eine wichtige Hilfe. Es kann vor der Kippgefahr warnen. Eine aktive, vernünftige, konzentrierte und vorausschauende Fahrweise kann es aber nicht ersetzen. Sie muss weiterhin an erster Stelle stehen, besonders bei rutschigen bzw. sich ändernden Bodenverhältnissen.
Lob hat Alber für die einfache Bedienung von Sentinel übrig. Vor Arbeitsbeginn muss der Fahrer den Schwerpunk ermitteln: Er gibt die Maschinen und Geräte an, die dem Traktor am Dreipunktsystem anhängen. Diese wurden schon vorher gewogen und als fixe Werte ins System eingegeben. Dass Sentinel auch den Einsatz von Zwillingsrädern berücksichtigt, ist für Albers Betriebsmodell besonders vorteilhaft. Bei der Heuernte befestigt der umsichtige Bauer aus Voran nämlich die Zwillingsräder an seinem Traktor, um die besonders steilen Grünlandwiesen befahren zu können. Bei den schmalen, steilen Fahrgassen zwischen den Apfelanlagen gäbe es dafür aber kaum ein Durchkommen. Für Sentinel kein Problem: Mit der richtigen Eingabe berücksichtigt es das Fahren mit oder ohne Zwillingsrädern auf Knopfdruck. Ebenso kann das System an der Vorderachse befestigte Gewichte bei der Risikobewertung einfließen lassen.
 

Überbetrieblicher Einsatz

Sinon Taber, Landwirt am Kerscherhof in Glaning, sieht die Vorteile von Sentinel besonders bei überbetrieblichen Einsätzen: „Das Gerät gibt wertvolle Hinweise über die Befahrbarkeit von Hängen, welche der Fahrer nicht kennt." Besonders bei Arbeiten im unbekannten Gelände - oft auch noch unter Zeitdruck - steigt die Gefahr der Unachtsamkeit bzw. Unterschätzung der Kippgefahr.
Laut seiner Erfahrung im eigenen Betrieb helfe das System insbesondere in den ersten Monaten und Jahren. „Da lernt man seine eigenen Flächen und Hänge richtig kennen", so Taber. Mit der Zeit neige man aber dazu, aufgrund der bisherigen Erfahrungen, immer weniger auf das Gerät zu achten. Man wisse ja mit der Zeit, wann und wo das Gerät Alarm schlägt. Wichtig könnte das System weiterhin für Familienmitglieder mit weniger Fahrpraxis sein: Dank der frühzeitigen Warnung könnten sie das schwierige Gelände frühzeitig verlassen bzw. erfahrene Lenker ans Steuer lassen.
 

Großes Entwicklungspotential

Taber sieht den Einsatz des Gerätes durchaus positiv, weist aber auch auf weitere Entwicklungsmöglichkeiten hin. Dies hat er bei seinen Rückmeldungen an die Firma COBO bereits mitgeteilt. So sollte die Anwendungsmöglichkeit von Sentinel nicht nur auf Maschinen mit Dreipunktanhängesystem beschränkt sein. Besonders Anhänger werden in der Landwirtschaft häufig genutzt und stellen im Hang ein beträchtliches Gefahrenpotential dar. COBO bestätigt: Die nächsten Entwicklungsschritte in diesem Bereich sind ohnehin geplant.
Die Testpersonen empfanden die Bedienung von Sentinel als nicht schwierig. Zudem steht die Erweiterung des Systems mit einer automatischen Erkennungsfunktion der angehängten Geräte an. Weitere Vereinfachungen und Weiterentwicklungen werden also auch hier folgen.
 

Jugend als Zielgruppe

Unisono glauben beide Landwirte, dass vor allem die Jugend dieses System annehmen wird. Die junge Generation ist sicher offen für Systeme, welche die Fahrsicherheit auf elektronische Weise unterstützen. Die Meinung, dass man sein eigenes Grundstück kennt, weiß, wo man fahren kann und nicht, spielt bei diesen Überlegungen sicher auch eine Rolle.
Dennoch: Es schadet niemandem, wenn er sein eigenes Gefühl beim Befahren steiler Hänge bestätigt weiß. Die Arbeit soll ja nicht nur sicher sein. Auch das Gefühl der Sicherheit soll stets mitfahren.
 

Die Technik

So funktioniert Sentinel:
Im Wesentlichen besteht Sentinel aus zwei Grundelementen: einem Multisensor und einem Display. Der Multisensor ermittelt mittels GPS ständig die Position des Traktors. Er berücksichtigt dabei auch das Gewicht, Abmessung und Schwerpunkt des Traktors und die am vorderen oder hinteren Dreipunktsystem angehängte Maschine sowie die Bodenbeschaffenheit. Über das Display gibt das Gerät jederzeit die aktuelle Risikosituation, sprich die momentane Kippgefahr an. Sentinel zeigt dem Fahrer zwei verschiedene Signalarten:
Konzentrische Kreise zeigen die Gefahrenstufe an und verschiedene Symbole signalisieren dem Bediener die Ursachen für die drohende Gefahr.
 
Gelegenheit: Vergünstigte Sentinel-Geräte
Interessierte Bauern können jetzt günstig in ihre Sicherheit investieren: 60 Geräte stehen zum vergünstigten Preis zur Verfügung. Eine Aktion in Südtirol von Bauernjugend und Bauernbund zusammen mit dem Unfallinstitut Inail.
 
Die Südtiroler Bauernjugend und der Südtiroler Bauernbund bieten in Partnerschaft mit dem INAIL - Landesdirektion Bozen ihren Mitgliedern das Gerät Sentinel zum vergünstigten Preis von 500 Euro je Gerät an. „Jede technische Entwicklung, die die Zahl Unfälle minimiert, ist willkommen. Im Rahmen unseres Sentinel-Projektes ist dies eine weitere Aktion für mehr Sicherheit in der Landwirtschaft", erklärt Bauernjugend-Obmann Hannes Dosser. Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler sieht in der Sicherheitstechnologie von Landmaschinen noch Aufholbedarf: „Während sich die Automobilindustrie im Bereich Sicherheit in den letzten Jahren stark weiter-entwickelt hat, tut sich bei landwirtschaftlichen Maschinen nicht so viel. Daher begrüßen wir innovative Projekte wie Sentinel." Dosser und Tiefenthaler weisen darauf hin, dass sich die Sicherheitsvorrichtungen auf modernen Traktoren vor allem auf die passive Sicherheit konzentrieren: Überrollbügel, Fahrerkabine, Sicherheitsgurt ... Mit Sentinel ändert sich das (siehe oben).
 

Weitere Zusatzfunktionen

Die neuen Sentinel-Geräte berücksichtigen die jüngste Weiterentwicklung und bieten dem Anwender weitere Zusatzfunktionen:
So kann der Benutzer die gefährlichen Stellen seines Hofs am Display markieren. Gino Mai-nardi, Entwickler von Sentinel, erklärt: „Das ist wichtig, wenn verschiedene Familienmitglieder oder Mitarbeiter den Traktor nutzen, die nicht alle gefährlichen Stellen am Hof kennen." Nähert sich der Traktor einer markierten Stelle, zeigt der Display diese automatisch an.
Nach getaner Arbeit kann der Benutzer dann alle Daten abrufen und sehen, wie viele Stunden er mit welchem Gerät gearbeitet hat oder wie viele gefährliche Situationen er an diesem Tag hatte und was die Ursachen dafür waren.
 
Informationen im SBJ-Büro
Wer sich für eines der 60 Sentinel-Geräte zum vergünstigten Preis von 500 Euro
pro Gerät interessiert, kann sich im Bauernjugend-Büro melden:
Tel. 0039 0471 999401
E-Mail bauernjugend@sbb.it

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