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Mechanische Schnittgeräte , 08.11.2014

SCHNITTHOLZ AUS DEN REBEN ZU HACKSCHNITZELN VERARBEITEN

Erster Scheibenradhäcksler für thermische Rebholzverwertung im Weinbau
Nach dem Rebschnitt müssen je Hektar Ertragsrebfläche etwa 25 bis 45 dt Schnittholz beseitigt werden. In der Regel wird dieses Holz als organischer Dünger im Weinberg zerkleinert. Steigende Energiekosten lassen eine thermische Rebholzverwertung sinnvoll erscheinen.
 
Der Heizwert von Rebholz entspricht annähernd dem von Laubholz, wie die Tabelle [siehe Abbildung 2] zeigt.
Verglichen mit Heizöl entsprechen 2,6 kg lufttrockenes Rebholz (20 % Wasser) dem Heizwert von einem Liter Heizöl. Bei 25 bis 45 dt Frischmasse pro Hektar ergeben sich etwa 18 bis 31 dt lufttrockenen Rebholzes. Bei der Bergung des Rebholzes ist, in Abhängigkeit von der Technik und der Beschaffenheit des Materials, mit Verlusten von5 bis 15 % zurechnen. Geht man von einem Bergungsverlust von 10 % aus, so ergibt sich ein Energiewert von rund 6200 bis 10600 kWh/ha.
 

HEIZWERTE IM VERGLEICH

Verglichen mit dem Heizwert von Heizöl, der bei 10 kWh/l liegt, ist das ein Heizöläquivalent von 620 bis 1060 Litern Heizöl/ha. Verglichen mit lufttrockenem Buchenholz, dessen Brennwert bei 2700 kWh/ Festmeter liegt, entspricht der Heizwert von einem Hektar Rebholz demnach rund 2,3 bis 3,9 Festmetern oder 3,2 bis 5,5 Raummetern oder 5,75 bis 9,75 Schüttraummetern.
Bisher werden im deutschen Weinbau fast ausschließlich Schlegelhäcksler mit aufgebautem Sammelbehälter zur Rebholzbergung eingesetzt. Diese liefern keine optimale Häckselgutqualität, da die stumpfen Schlagwerkzeuge das Rebholz durch Brechen und Zerschlagen mehr schreddern als zerschneiden. Die durchschnittliche „Schnitzelgröße" ist zwar recht klein, aber ein gewisser Anteil an Langholz und Fasern ist meist unvermeidbar. Mit Scheibenradhäckslern können, im Vergleich zu Schlegelhäckslern, eine bessere Homogenität des Schnittguts und ein geringerer Faseranteil erzielt werden. Auch Langholz, ein Störfaktor beim Betrieb von Hackschnitzelheizungen, entsteht nicht.
 

PRAXISTAUGLICHE MASCHINE

Bisher stand dem deutschen Weinbau kein praxistauglicher Scheibenradhäcksler zur Verfügung. Die Firma Stoll Landschaftspflegetechnik aus Kirchberg-Gaggstatt hat nun nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit auf einigen Veranstaltungen in verschiedenen Anbaugebieten interessierten Winzern einen funktionstüchtigen Scheibenradhäcksler mit der Bezeichnung „Winnicut" vorgestellt.
 

ARBEITSWEISE

Beim Winnicut wird das Rebholz von einer Pick-up-Walze aufgenommen. Der weitere Einzug erfolgt über vier senkrechte Walzen, die gleichzeitig auch das Rebholz dem Schneidwerk zuführen. Die Pick-up-Walze und die Einzugs- und Zuführwalzen werden hydraulisch angetrieben, das Schneidwerk (Scheibenrad) über die Zapfwelle. Das Scheibenrad besteht aus scharfen Messern und Gegenschneiden. Es ist sowohl Schneid- als auch Wurforgan und befördert die Rebholzschnitzel über einen Schacht in einen am Schlepper an- oder aufgebauten Aufnahmebehälter.
Bei Einsatzgeschwindigkeiten von 4 bis 6 km/h wird eine Wurfweite von rund 6 bis 8 m erreicht. Auch Rebstämme bis zu einer Stärke von 12 cm können von dem Gerät gehäckselt werden. Die Schnittlänge der Häcksel lässt sich über eine stufenlose Drehzahlregulierung der Walzen in Längen von 3 bis 8 cm einstellen. Je schneller die Walzen laufen, desto größer ist die Häcksellänge. Diese sollte nicht zu fein sein. Grobes Material mit einer Länge von 6 bis 8 cm hat bessere Lagereigen-schaften. Die Zwischenräume sind größer, was zu einer besseren Belüftung und damit auch Trocknung des Materials führt. Bei größeren Häckselstücken ist auch der Anteil von zerschlagenem und gespaltenem „Bruchmaterial" deutlichgeringer. Das Häckselgut ist dadurch weniger anfällig gegenüber mikrobiellen Angriffen, was zum Beispiel die Schimmelbildung bremst.
Der Winnicut hat eine Einzugsbreite von 1,05 m, die Maschinenbreite beträgt 1,36 m. Das Gewicht liegt bei rund 600 kg. Als hydraulische Leistung für die Einzugwalzen werden 30 l/min benötigt. Der Preis für den Winnicut-Häcksler wird mit rund 22000 Euro angegeben. Bisher ist das Gerät an der Front eines Holder C 270 angebaut. Durch die vorne liegende Kabine ist bei dieser Schlepperkonzeption ein Aufbauraum für einen Sammelbehälter unmittelbar hinter der Kabine gegeben. Es werden Bunkergrößen von 1,2,1,5 und 2,0 m3 angeboten. Über den Auswurfkanal werden die Häcksel in den Bunker geworfen. Optional werden verschiedene Auswurfsysteme angeboten.
 

ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNGEN

Der Hersteller Stoll will zukünftig eine Anbauversion für das Schlepperheck anbieten, damit diese Technik auch mit herkömmlichen Schmalspurschleppern genutzt werden kann. Ein Anbau an einen Vollernter-Geräteträgerwäre ebenfalls interessant, da dort hinter der Kabine ein relativ großes Platzangebot für einen Bunker zur Verfügung steht. Allerdings ist ein Anbau an der Front vor den Rädern technisch schwer realisierbar. Ein Heckanbau mit Dreipunktaufnahme ist dagegen bei einigen Vollernter-Geräteträgertypen möglich. Ungünstig dabei ist allerdings, dass die Räder in der Gassenmitte fahren und somit das Rebholz vor der Aufnahme niederdrücken. Dies dürfte die Aufnahme erschweren. Während die Häckselqualität beim Winnicut als recht gut anzusehen ist, muss bei einem Heckanbau an einem Schmalspurschlepper noch über die optimale Anordnung des Sammelsystems nachgedacht werden. Der Bunker sollte ein Fassungsvermögen von mindestens 2 m3 haben, damit auchbei längeren eilen das Häckselgut einer kompletten Zeile im Behälter Platz findet und nicht zweimal hindurchgefahren werden muss. Auch muss der Bunker über eine entsprechende Überladehöhe verfügen, um die Häcksel auf einen größeren Anhänger kippen zu können. Die Realisierung dieser Ansprüche dürfte schwierig sein, zumal das ganze System nicht zu lang werden darf, um auch bei engeren Vorgewenden noch eine gute Manövrierfähigkeit zu haben. Denkbar wäre auch, ein zweites Fahrzeug mit einem größeren Sammelbehälter parallel in der gegenüber liegenden Zeile mitfahren zu lassen. Dies erfordert allerdings eine zusätzliche Überfahrt, einen zweiten Schlepper und eine zweite Arbeitskraft.
 

VOR- UND NACHTEILE IM ÜBERBLICK

Dervorgestellte Häcksler liefert eine gute, homogene Hackschnitzelqualität. Dies macht vermutlicheinenproblemlosen Einsatz in Hackschnitzelanlagen möglich. In Verbindung mit dem hier verwendeten Holder-Schmalspurschlepper mit vorne liegender Kabine lässt sich ein Sammelbehälter gut auf dem Fahrzeug integrieren. Bei anderen Schlepperkonstruktionen ist dies so nicht möglich. Bei diesen Zugmaschinen muss über andere sinnvolle Lösungen nachgedacht werden.   
 

Medium


„Der Badische Winzer“ ist die auflagenstärkste Monatsfachzeitschrift in Deutschland und wird vom  Badischen Weinbauverband mit Sitz in Freiburg herausgegeben. Die Leserinnen und Leser erfahren umfassend, praxisnah und kompetent die neuesten Trends in Anbau, Kellertechnik und Vermarktung. Aktuelle Brancheninformationen ergänzen den Fachteil. Ein kostenloses Probeheft oder ein Abonnement (Jahrespreis Deutschland: 40,80 Euro inklusive Porto, EU-Ausland: 66,60 Euro inklusive Porto) können Sie unter Tel. 0049 761 2713351, vertrieb@blv-freiburg.de (Sonja Wahl, Daniela Brandsch) anfordern. Oder online über die Webseite des Badischen Weinbauverbandes: www.badischer-weinbauverband.de
 
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