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Erntemaschinen, 10.03.2012

ELEKTRISCHE HANDWAGEN FÜR DIE ERNTE

Wenn die Großkiste fast voll ist, ist es mühsam, diese auf dem Handwagen weiter zu schieben oder vorwärts zu ziehen. So kam der Gedanke, den Handwagen mit einem kleinen Motor zu versehen. 
Es sind Elektromotoren, die wartungsfrei, leise, auf engstem Raum untergebracht die Leistung erbringen und somit die Arbeit wesentlich erleichtern. Nachfolgend ein Überblick über die einzelnen Hersteller und Vertreiber, die in Südtirol diese kleinen Maschinen anbieten. 
 

MULE 72 E

Der Mule 72 E-Wagen wird von Walter Negri aus Leifers vertreten. Er ist eine Art Dreirad, wobei genau genommen vier Räder den Kontakt mit dem Boden haben.
Die zwei Vorderräder, an der Stirnseite des Wagens angebracht, sind über eine Lenkstange samt Schalttafel zu lenken. Letzte reicht bis an die Rückseite der Großkiste. Auf einem kleinen Podest, 33 cm über dem Boden, ist Platz für die Großkiste. Über eine Kipprutsche ist die volle Kiste nach hinten abzuladen. Die Länge beträgt 132 cm, die Außenbreite 72 cm. Weil die Spurbreite des Mule 72 E-Wagens mit ca. 50 cm sehr eng ist, fährt er nur innerhalb der Fahrspur des Traktors. Für genügend Kraft sorgen zwei Motoren mit je 280 Watt. Den Kraftspeicher bilden zwei 12 Volt-Batterien, die an der Vorderseite hinter dem Lenkschenkel angebracht sind. Somit ist die Großkiste auf drei Seiten direkt zugänglich.
Laut Firmenangabe kann der Mule 72 E Steigungen bis zu 40% überwinden. Außerdem sind weitere kleine Modellvarianten lieferbar. Das Gewicht beträgt 90 kg. Was den Mule 72 E zudem auszeichnet, ist der Transport von einer Grundparzelle in die nächste: der Wagen findet in einer leeren Großkiste Platz.
   

HANDWAGEN NEO

Auf vier Seiten zugänglich ist der neu entwickelte Elektro-Handwagen Neo von Walter Windegger. Davon gibt es drei Modelle; Neo Classic für die Ebene, Neo Alpin für eine Hangneigung bis zu 50% und den Neo Sat mit Satellitennavigation.
Die Basis der Neo Elektro-Handwagen ist ein Rahmenbau mit einer Auflageschiene für die Großkiste. Der Wagen ist samt Schiene 120 cm lang, 100 cm breit, 35 cm hoch und wiegt samt den beiden Batterien 180 kg, wobei diese insgesamt 60 kg auf die Waage bringen. Die zwei 12 Volt-Batterien geben die gespeicherte Elektroenergie an zwei 600 Watt starke Motoren weiter.
Diese treiben vier Achsen an, an denen jeweils zwei kleine Räder montiert sind. An der Oberkante sind zwei Schienen für die Großkiste montiert, die mit 26 kleinen Walzen versehen sind. Die volle Kiste ist leicht zu schieben und gleitet über eine klappbare Gabel sanft zu Boden.
Die Version Neo Alpin ist mit etwas größeren Rädern und Stollenbereifung ausgerüstet. Zudem sind die Ab- oder Aufladegabeln mit einem Kettenzug versehen, sodass auch eine halb volle Kiste am Wagen aufgenommen werden kann.
Die Kistenschienen sind abnehmbar und durch einen Sitz mit Plattform zu ersetzen. So ist der Wagen auch im Weinbau für die Laubarbeiten geeignet.
Der Wagen ist über eine kleine, handliche Fernbedienung zu steuern. Der einfache Schalter zeigt die möglichen Bedienungselemente in einer leichten und übersichtlichen Form an.
Technisch anspruchsvoller wird es beim Satelliten-gesteuerten Neo Sat. Dieser wird zuerst mit Daten aus dem Weltall vorprogrammiert, damit der Handwagen mit der vollen Kiste die Fahrgasse alleine verlässt und den Sammelplatz ansteuert. Dort wartet ein Staplerroboter, der die Kiste selbstständig ablädt, bis zu drei Kisten hoch stapelt und eine leere Kiste auf den Wagen lädt. Selbstständig soll nun der Neo Sat wieder in die zu pflückende Fahrgasse finden. Zukunftsmusik? Für Walter Windegger nicht. Schon im nächsten Jahr soll dies Wirklichkeit werden.
   

AGRO SHERPA

In Kalditsch, oberhalb von Montan, baut Andreas Tschöll den elektrischen Handwagen Agro Sherpa. Der extrem kleine Handwagen besteht aus zwei Achsen und einem Rahmenbau. An der Hinterachse befinden sich zwei Zwillingsräder, die eng zueinander montiert sind und innerhalb der Traktorspur in der Fahrgasse verlaufen. Die Vorderachse ist mit zwei ebenfalls
elektrisch lenkbaren Rädern ausgestattet. Angetrieben wird die Hinterachse durch einen 600 Watt starken Motor, der den Wagen bis zu 3 km/h beschleunigt.
Zwei Starter- oder Traktionsbatterien dienen als Kraftquelle. Die gesamte Technik befindet sich unterhalb der Plattform, die eine maximale Höhe von 32 cm aufweist. Die leere Großkiste wird auf die Plattform mit den Maßen von 74 x 114 cm gehievt. Durch ein einfaches, aber ausgeklügeltes Bolzensystem wird sie fixiert. Die Plattform ist leicht zu kippen und die Kiste einfach abzuladen. Ein Kommandokästchen samt Elektroleitung vereint die Funktionen des Agro Sherpa.
Es ist auch möglich, die Weiterfahrt sowie die Lenkung über eine Fernbedienung zu steuern (Aufpreis). Der gesamte Wagen ist 110 kg schwer, kann bis zu 350 kg tragen sowie Steigungen bis zu 18% überwinden. Im Weinbau ist er zudem bei den Laubarbeiten einzusetzen. Dabei wird auf der Plattform, an Stelle der Großkiste, ein Sitz montiert. Was den Agro Sherpa auszeichnet ist sicher die absolut gute Zugänglichkeit von allen vier Seiten, ohne von den Rädern oder Rahmenteilen gestört zu werden.
 

ELEKTRO-HANDWAGEN B1

Die Firma Reinhold Bertol aus Tramin bietet den Elektro-Handwagen B1 zum Kauf an. Gebaut wird der kleine, handliche Wagen mit den Grundmaßen von 100 x 62 cm von Herbert Straudi, der als einer der Pioniere der Bühnenfahrzeuge mit Elektroantrieb gilt. Der Wagen ist mit vier äußerst breiten Reifen und einer Spurbreite von 47 cm versehen. Oberhalb der Räder wird die Kiste direkt, 27 bis 37 cm vom Boden, auf den Rahmenbau gehievt. Die Kiste „hängt“ somit leicht nach hinten. Die durch ein Teleskoprohr verlängerbare Deichsel ermöglicht es, den Wagen hoch zu heben und die volle Kiste ohne viel Kraftaufwand auf den Boden abzusetzen. An der Deichsel ist auch die Kistenbefestigung montiert. Beim Herunterlassen kann sie handlich geöffnet und mit der leeren Kiste wieder geschlossen werden.
An der Deichsel ist zudem das kleine Schaltkästchen mit der Bedienungskonsole montiert. Die gesamte Deichsel ist für den Transport leicht abzumontieren und zu zerlegen, sodass der Wagen in einem PKW mit größerer Ladefläche Platz findet. Den Antrieb übernimmt ein 400 Watt starker Motor. Den notwendigen Strom bringt eine Traktionsbatterie von 12 Volt und 95 Ampere, die unterhalb der Deichsel und Vorderachse montiert ist. Da nur die Hinterachse angetrieben wird, ist der leere Wagen leicht nach vorne zu kippen und auf der Vorderachse, ohne Motor, zu schieben. Die Tragkraft beträgt 700 kg. Der Wagen selbst ist ohne Batterie 85 kg schwer. Der Elektro-Handwagen B1 ist von drei Seiten gut zugänglich und die Füße werden nicht von den Rädern überrollt, wenn Mann oder Frau die Äpfel ausleert oder direkt in die Kiste pflückt.
 

SCHLUSS

Die elektrisch angetriebenen Handwagen sind relativ teuer, aber mit neuen und innovativen Ideen ausgestattet und zuverlässig.
 

Medium


Obstbau Weinbau ist seit 1964 ein praxisorientiertes Fachmagazin des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau. Jährlich erscheinen 11 Ausgaben (Juli/August Doppelnummer) mit Fachartikel über Anbaumethoden, Versuche, Sorten, Forschungsergebnisse, Betriebswirtschaft, Statistiken, Züchtungsergebnisse, Pflanzenschutz, Vermarktung, Lagerung,  Studienreisen u.a. aus den Bereichen Obst-, Weinbau und Kellerwirtschaft.
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