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Streifenpflegegeräte, 22.12.2018

Mit diesen Maschinen geht es den Ranken mechanisch an den Kragen!

Wie soll ich in Zukunft die Ranken und das Unkraut aus meinen Erdbeerkulturen entfernen?
Diese Frage ist derzeit sicherlich eine der drängendsten für jeden Erdbeeranbauer in Deutschland. Entsprechend groß war die Resonanz, als von der Beerenobstberatung der Landwirtschaftskammer NRW eine große Maschinenschau im westfälischen Dorsten angekündigt wurde. Und so trafen sich mehr als 200 Erdbeeranbauer am 19. September bei schönstem Spätsommerwetter auf dem Gelände des Erdbeer- und Spargelhofs von Josef und Barbara Kemna.
 
Dass es zu einer Wiederzulassung von Basta kommen könnte, wie es sich viele Obstbauern wünschen würden, ist sehr unwahrscheinlich, wie Sandra Nitsch vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW in der Einführung betonte. Sie empfahl jedem der Anwesenden, sich intensiv mit mechanischen Alternativen auseinanderzusetzen.
Während der Veranstaltung führte Karl Schulze Welberg die Gruppe von Maschine zu Maschine und erläuterte im Zusammenspiel mit den Herstellern die technischen Details der einzelnen Geräte, bevor diese dann im Praxiseinsatz vorgeführt wurden und die Teilnehmer kritisch das Resultat der maschinellen Bearbeitung diskutierten.
 
Erdbeerfuchs
Böckenhoff Folien GmbH aus Raesfeld-Erle stellte den Erdbeerfuchs vor. Dabei handelt es sich um ein Anbaugerät, das die Erdbeerranken mithilfe von Kunststofflappen abschlägt. Das im Heckanbau eingesetzte Gerät ist auf Einzel- oder Doppeldamm und auch im normalen Flachanbau (s. u.) einsetzbar. Im Betrieb Kemna werden die Erdbeeren in Doppelreihen auf Spargeldämmen produziert. Der Erdbeerfuchs kann mit Geschwindigkeiten bis 1,5 km/h gefahren werden. Je sauberer die Folie liegt und je einheitlicher der Damm ist, desto genauer kann die Maschine auf die Dammform eingestellt werden und umso exakter arbeitet sie. Wenn die Lappen die Folie treffen, entstehen Schäden. Die Besucher der Maschinenschau achteten besonders darauf, wie sich die Entrankungskapazität auf dem Damm, also innerhalb der Doppelreihe, darstellt. Es zeigte sich schnell, dass das Wachstum der Ranken dort schon viel zu weit fortgeschritten war, um sauber arbeiten zu können. Der Vertreter von F. Böckenhoff empfahl, ab August das Gerät regelmäßig über die Anlagen zu fahren, um eine saubere Entrankung zu gewährleisten.
 
Erdbeergrubber
Als Neuheit präsentierte die Fa. Heilers Landmaschinen, Coesfeld, den Erdbeergrubber. Zwei Scheibenschare trennen bei diesem Gerät die Ranken entlang der Dämme ab und pflügen die Laufrinnen. Das Gerät funktioniert auch ohne. Dann mit 1 m Reihenabstand. Im Nachlauf werden die Fahrgassen dann mithilfe einer gespickten Rolle mit Gewichten rückverdichtet.
Anbauer Andreas Rahmann aus Coesfeld berichtete, dass er keine Maschine haben wollte, die nur Ranken entfernt. Sie sollte auch Stroh einarbeiten und Unkraut bekämpfen können. Deshalb habe er sich für dieses Gerät entschieden – und sei nicht enttäuscht worden: Zwar musste er erstmals zweimal mit größeren Walzenabständen fahren, aber er konnte mit dem Erdbeergrubber auch in diesem sehr trockenen Jahr das Stroh in den strohverspäteten Kulturen erfolgreich einarbeiten.
 
Selbstfahrender Rankenschneider
Die Fa. Heuling war auf der Maschinenschau mit einem ganz neuen selbstfahrenden Rankenschneider für Erdbeerdämme sowie einem Bürstengerät im Heckanbau vertreten. Die Vorführung zeigte, dass es noch ein bisschen Entwicklungsarbeit braucht, bis das Gerät einwandfrei funktioniert. Insbesondere für den Folientunnelbereich ist es aber eine wichtige Weiterentwicklung der schleppergebundenen Geräte.
 
Rollhacke von K.U.L.T.
Die Fa. K.U.L.T. aus Vaihingen an der Enz hat an einem Parallelogramm für den sechsreihigen Einsatz eine Rollhacke mit einer geführten Fingerhacke kombiniert, die Rollhacken jeweils flankiert von Schutzscheiben, damit die Pflanzen nicht mit Erde angehäufelt werden. Obwohl betont wurde, dass es sich um einen Prototyp handele, der noch Feineinstellung bauche, war es unter den gegebenen trockenen Bedingungen eines der effektivsten Geräte.
 
Chopstar
Die österreichische Fa. Einböck aus Dorf/Pram führte auf der Maschinenschau die sechsreihige Fronthacke „Chopstar“ vor. Auf das Grundgerüst waren fünf flach arbeitende Vibromesserzinken pro Reihe montiert, jeweils flankiert von Häufelschutzscheiben. Die Reihenbreiten sind bei diesem Gerät individuell einstellbar, es kann auch im Heckanbau gefahren werden.
 
Aerostar-Rotation
Ebenfalls von der Fa. Einböck wurde im Heckanbau der Rollstriegel „Aerostar rotation“ vorgeführt, bei dem die Bodenbearbeitung durch Stahlstifte, die auf variabel schräggestellten Scheiben montiert sind, erfolgt. Das Gerät soll die Vorzüge eines Hackstriegels mit denen einer Rotorhacke verbinden. Als problematisch in der Vorführung stellte sich das Stroheinstreu heraus, das sich in den Zinken verfing und zu Haufen zusammengeschoben wurde. 
 
Hackgerät mit Kamerasteuerung
Von der Fa. Schmotzer, Bad Windsheim, wurde in dem dammlosen Erdbeerfeld des Betriebs Kemna eine sechsreihige Kombi-Hacke aus Vibro-Messern und Häufelschutzrollen im Heckanbau mit Kamerasteuerung vorgeführt. Mit 25 Bildern pro Sekunde analysiert die 3D-Kamera den Reihenverlauf und gibt die notwendigen Korrekturen an die hydraulischen Steuerräder weiter. Ein Vorteil, der auch zum Nachteil werden kann: Denn wenn der Bewuchs zu stark ist, kann die Kamera die Reihen nicht mehr unterscheiden…
 
Hackroboter OZ von Najo
Die Firma K.U.L.T hatte neben dem Großgerät (s. Seite 639) auch noch was ganz kleines mitgebacht: Den autonomen akkubetriebenen Hackroboter “OZ“ von Najo. Das Gerät ist mit 1,5 Km/h Geschwindigkeit unterwegs, die Tagesleistung liegt somit bei etwa einem Hektar. Dabei arbeitet sich der Roboter über Taster/optische Systeme die Reihen entlang, er ist also nicht GPS-betrieben. „OZ“ wiegt 130 kg und hat auch eine Transport- und Hängefunktion, um ihn z. B. in der Ernte einzusetzen. Die Kapazitätsgrenze dafür wurde mit 80 kg (tragen) und 160 kg (ziehen) angegeben. 
 
Profistar Spurlockerer
Aus dem Hause Metasa, Gladbeck, wurde auf der Maschinenvorführung ein dreireihiger Tiefenlockerer aus der Profistar-Serie vorgeführt, bestehend aus Tiefenmeißel und nachgelagerter Nachdruckwalze. Zum Rankenschneiden hat Metasa an den Rahmen zusätzlich im Vorlauf Scheibeneggen und Grubberschar verbaut. Die Breite der Grubberschar sollte sich dabei am Strohanteil der zu bearbeitenden Fläche orientieren.
 
Reihenfräse
Eine umgebaute Reihenfräse präsentierte die Fa. Schröder Landmaschinen aus Langförden. Für den Einsatz in Erdbeerkulturen wurden im Fräsraum Bleche eingesetzt, damit die Pflanzen vor dem Erdbauwurf geschützt werden. Zum Rankenschneiden und damit sich kein Stroh vor der Fräse aufstaut, wurden den Fräskästen gewellte Sechsscheiben vorgeschaltet. Stabwalzen im Nachlauf dienen dem Rückverfestigen der Bodenstruktur. Die Fahrgeschwindigkeit des Geräts ist abhängig von der Bodenart, dem Strohanteil und der Bearbeitungstiefe und wurde im Durchschnitt mit 4–5 km/h angegeben.
 
T-Tape-Pflug
Als zweites Gerät führte die Fa. Schröder Landmaschinen einen vierscharigen T-Tape-Pflug vor, der mithilfe einer hydraulischen Wickeleinheit beim Pflügen aus zwei Dämmen gleichzeitig die Bewässerungsschläuche herauszieht.
 
Sechsreihige Fräse von Baldini
Von der Fa. Bäcker Lohnunternehmen, Dortmund, können die Erdbeeranbauer in der Region ihre Felder im Lohnverfahren entranken und von Unkraut befreien lassen. Die Firma nutzt dafür eine sechsreihige Einzelfräskästen-Fräse von Baldini. Der Vorteil der Einzelkästen: Jeder Kasten kann sich variabel den Bodenverhältnissen anpassen, was vor allem auf unebenem Gelände von Vorteil ist. Der Fahrer kann zudem mit den Kästen sehr eng an den Pflanzen fahren.



Über den Autor
Dr. Annette Urbanietz, E-Mail: urbanietz-obstbau@g-net.de

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1975 hat der Vorstand der Fachgruppe Obstbau den Beschluß gefaßt, ab Januar 1976 eine Verbandseigene Fachzeitschrift herauszugeben. OBSTBAU hat sich seitdem zu einer renommierten Fachzeitschrift entwickelt, auf die kein zukunftsgerichteter Betriebsleiter/ Betriebsleiterin verzichten kann. Mit einer Auflage von über 7000 Exemplaren ist OBSTBAU heute die größte überregionale Fachzeitschrift für Obstbau im deutschsprachigen Raum.
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